In Berlin traf Fritz Preiss von einem Studienaufenthalt in Italien kommend den Künstler Otto Marcus, der eine Aktklasse im Kunstgewerbemuseum leitete. Dieser erkannte Not und soziale Probleme der Künstler und wurde Initiator eines wirtschaftlichen Verbandes. Seinerzeit gab es zur Wahrung der Interessen der Künstler die Weimarer Pensionskasse, die beiden Ausstellervereine, der Verein Berliner Künstler sowie die Berliner Sezession. Daneben existierte der Verein Berliner Künstlerinnen mit eigenem Haus und Malschule. In Realisierung des Gedankens einer Juryfreien Ausstellung gründete ein Teil der Berliner Künstler den "Berliner Künstlerbund".
Im Winter 1913 machte Otto Marcus eine Gründungsversammlung, an der auch Baluschek und Fritz Preiss teilnahmen. Preiss (damals 50jährig) war nicht nur Mitbegründer, sondern später auch Leiter der Aufnahmekommission des Reichsverbandes. Ort der Versammlung war das Restaurant "Rotes Haus" am Nollendorfplatz. Die förmliche Gründung erfolgte wenig später im sog. Roten Rathaus, dem alten Backsteinhaus im Zentrum der Stadt. Der Verband gründete eine Einkaufsgenossenschaft, deren Laden in der Martin-Luther-Straße war. Dort wurde auch das Büro des Wirtschaftsverbandes eingerichtet. Zusammen mit den Schauspielern der "Bühnengenossenschaft " veranstaltete der Verband das große, zehntägige Künstlerfest "Maler und Palette".
Die Gründung dieses Berliner Künstlerverbandes führte zu der Gründung weiterer Verbände in anderen Städten Deutschlands. Im Verlauf des ersten Weltkrieges prüfte der Verband die Möglichkeit, Künstlern, die im Felde standen, eine Unterstützung zu verschaffen. In diesem Zusammenhang versuchte der Verband, eine Zeitschrift herauszugeben. Die Verhandlungen führte Fritz Preiss seinerzeit bis zur Unterschriftsreife. Das Projekt scheiterte aber daran, dass der Verleger Cassirer mit Liebermann und anderen "Künstlerflugblätter" herausbrachte. Jedoch war Fritz Preiss mit der Herausgabe der Zeitschrift "Das Wachtfeuer" später zeitweise erfolgreich. Später schaffte sich der Reichswirtschaftsverband mit seiner Zeitschrift "Kunst und Wirtschaft" ein Verbandsorgan.
Die oben genannten Informationen beruhen auf einem Interview mit Fritz Preiß, das Herr Hannes Schwenger Anfang der siebziger Jahre geführt hatte, um seine Erinnerungen festzuhalten. Das Interview ist abgedruckt in dem Band "30 Jahre Berufsverband Bildender Künstler Berlins" (1980).
Mittwoch, 11. Februar 2009
Abonnieren
Posts (Atom)